Die organisierten Ostpreußen vergewissern sich ihrer Herkunft und vertreten Ansprüche.
Die Landsmannschaft Ostpreußen (LO) wurde im Oktober 1948 von Honoratioren um den ehemaligen Landespräsidenten des Memelgebietes (1932-34), Ottomar Schreiber, gegründet.
Laut Satzung ist sie der „Zusammenschluß der Ostpreußen und setzt Ostpreußen in seiner Gesamtheit und in seinen Stadt- und Landkreisen fort.“
In der LO fanden die aus den Heimatortkarteien und Suchdiensten entstandenen Heimatkreisverbände zusammen.
Sie schickten je einen Vertreter in die Ostpreußische Landesvertretung, dem höchsten Organ der LO.
Dazu kamen je zwei der Landesgruppen, so daß auch die Wohnortgliederung des Verbandes zum Ausdruck kam. Der Landsmannschaft angegliedert und ebenfalls mit Sitz in der Landesvertretung sind die Jugendorganisation ‚Junge Landsmannschaft Ostpreußen‘, der ‚Bund Ostpreußischer Studierender‘ und die ostpreußischen Frauen. Der LO gelang eine
weitreichende Mobilisierung: 1955 war etwa jeder Zehnte der gut 1,3 Mio. Ostpreußen in der Bundesrepublik organisiert, den Familienanhang nicht eingerechnet.
Zu den Aktivitäten der LO zählte in den ersten Jahren die Erfassung der Vertreibungsverluste sowie die Unterstützung der in Ostpreußen verbliebenen Landsleute. In den siebziger Jahren wurde dann die – nicht nur uneigennützige – Betreuung der aus Polen
eintreffenden Spätaussiedler ein weiteres Betätigungsfeld. Nach innen wie nach außen wirkte und wirkt das ‚Ostpreußenblatt‘: 1953 bezogen es 100.000 Abonnenten, im Jahr 2000 lag die Auflage immerhin noch bei 40.000. Die Zeitung ist nur eines von mehreren Foren für die charakteristische mystische Überhöhung der ostpreußischen Heimat.Ein anderes Beispiel für die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes war die Ausstellung ‚Ostpreußen – Geschichte und Leistung“, die von 1956-64 von 2 Mio. Menschen besucht wurde. Zu jeder Zeit dienten und dienen alle Arten von Treffen, Jubiläen, Verleihungen von Auszeichnungen etc. der Selbstvergewisserung der LO. Z. B. verleiht die Ostpreußische Kulturstiftung am Jahrestag des Kontrollratsbeschlusses zur Auflösung Preußens den Ostpreußischen Kulturpreis, 1961 etwa an Siegfried Lenz. In den ersten Jahren der Bundesrepublik nahmen ihre Spitzenfunktionäre Einfluß auf die Vertriebenen- und Lastenausgleichgesetzgebung.
Gemäß der irredentistischen Ausrichtung der Vertriebenenverbände war das erklärte Hauptziel der LO war die „Wiederherstellung des vor der Vertreibung und Okkupation bestehenden staatlichen Rechtsstandes.“ Das beinhaltete auch ausdrücklich die Wiederherstellung des 1947 aufgelösten Landes Preußen. Diese lange Zeit als „Recht
auf Heimat“ proklamierte Forderung ging mal mit Aufrufen zur Versöhnung mit Polen, mal mit alten Feindbildern einher. Das Verhältnis war prinzipiell ein unmögliches: jeder revisionistische Ton weckte in Polen nach den Schrecken von Krieg und Besatzung nur Angst, die kein Aufruf zur Versöhnung wettmachen konnte.
Mit dem Abschluß des 2+4-Vertrages 1990 erkannte Deutschland die Oder-Neiße-Linie an, die Forderung nach Rückkehr mußte aufgegeben oder umformuliert werden. 1997 sprach der Sprecher der LO, Wilhelm von Gottberg, von einer Einlösung des Heimatrechts in der Form, daß Ostpreußen sich bei Beibehaltung der deutschen Staatsbürgerschaft und im Land ihrer Herkunft niederlassen können, daß sie Grundbesitz erwerben dürfen und Minderheitenrechte erhalten. Auch diese Forderungen stoßen in Polen auf Ablehnung.