Tadeusz Kosciuszko, Militär

geboren4.2.1746 in Mereczowszczyzna (Wolhynien)
gestorben15.10.1817 in Solothurn (Schweiz)

Das Haupt des Aufstands gegen die Teilung Polens.

In eine ostpolnische Adelsfamilie geboren, besucht Kosciuszko zunächst die Akademie von Lubieszow, ehe er nach Warschau auf die Militärakademie wechselt und von König Stanislaw August Poniatowski wegen seiner auffallenden Begabung zur Vertiefung seiner militärischen und künstlerischen Ausbildung nach Paris geschickt wird. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1774 scheitert sein Plan, mit der Tochter eines Generals zu fliehen. Statt dessen ist er gezwungen, vor dem Zorn des Vaters nach Frankreich zu entkommen. Dann zieht ihn der Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges über den Atlantik.

Tadeusz Kosciuszko
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Tadeusz Kosciuszko

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In amerikanischen Diensten bewährt er sich u. a. bei der Anlage zahlreicher Befestigungen. Nach Ende des Krieges wird ihm dafür die amerikanische Staatsbürgerschaft und der Generalsrang verliehen.
Nach seiner Rückkehr aus Amerika 1784 lebt Kosciuszko zurückgezogen und in bescheidenen Verhältnissen auf einem kleinen Landgut, da seine Verbindungen zur damaligen Opposition

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Eid Kosciuszkos in Krakow
Dritte Teilung 1795
Aufstände in Polen
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Antirussischer Aufstand

seine Aufnahme ins polnische Heer verhindern. Fünf Jahre später, im Zuge der Heeresreformen, kann er endlich als Generalmajor in die Armee eintreten. Die Reformbemühungen gipfeln in der von Kosciuszko freudig begrüßten Verfassung vom 3. Mai 1791, die jedoch Katharina II. von Rußland um ihren Einfluß auf das russisch unterwanderte Polen fürchten lässt. So fällt die

Zarin im folgenden Jahr nach Absprache mit Friedrich Wilhelm II. von Preußen, der zuvor noch einen Bündnisvertrag mit Polen geschlossen hatte, auf den Ruf der konservativen, von Rußland geschmierten Partei hin in Polen ein. Der kriegserfahrene Kosciuszko macht sich bei der Verteidigung gegen die Invasoren einen Namen, doch gibt König Stanislaw Poniatowski dem Druck der russischen Übermacht nach und wechselt von der liberalen zur russischen Partei über. Die russischen Sieger zwingen den Sejm, sämtliche Reformen aufzuheben und der zweiten Teilung Polens zuzustimmen. Wie viele andere patriotische Reformanhänger verläßt Kosciuszko daraufhin das Land in Richtung Sachsen und führt anschließend Verhandlungen mit dem revolutionären Frankreich, von dem er Unterstützung für einen Aufstand erhofft, jedoch keine Einigung erzielen kann. Nach seiner Rückkehr rät er, den bereits in Vorbereitung begriffenen Aufstand zu verschieben, was zur Aufdeckung und Schwächung der Verschwörung führt. Als am 12. März 1794 einige Verschwörer den Aufstand erklären, eilt Kosciuszko nach Polen und trägt am 23. März vor auf dem Krakauer Ring versammelten Menschenmassen

den „Insurrektionsakt“Zitatvor, in dem er die Teilungsmächte sowie die Verräter im Innern anklagt und zum Kampf um die Unabhängigkeit und freiheitliche Selbstbestimmung des Vaterlandes aufruft. (Zitat Akt) Außerdem „wählen und ernennen“ ihn die Tausenden Unterzeichner des Akts zum unumschränkten „Oberbefehlshaber“ des Aufstandes. In dieser Eigenschaft verkündete er die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Halbierung der Frondienste.
Zu Beginn des Aufstands gelingt Kosciuszko der Sieg bei Raclawice, wo er persönlich den Angriff der mit Sensen bewaffneten Bauernscharen anführt. Auch verteidigt er Warschau gegen ein russisch-preußischen Heer, doch ergibt sich die Stadt nach dem von russischen Soldaten im Vorort Praga verübten Massaker. Schließlich erliegt sein Heer am 10. Oktober bei Maciejowice der russischen Übermacht, er selbst wird schwer verwundet und gerät in Gefangenschaft. Im russischen Lager „finis Poloniae“ („Das ist das Ende Polens:“) ausgerufen zu haben, bezeichnete er später als bösartige Lüge und „Beleidigung für einen jeden Polen“. Nach zwei Jahren schwerer

Haft erlöst ihn der Tod der Zarin Katharina II., deren Sohn Paul ihn unter großen Ehrenbezeugungen ziehen läßt.
Kosciuszko geht zurück nach Amerika, wo er Land erwirbt und sich die Freundschaft von Thomas Jefferson erwirbt. Doch schon 1798 verläßt er das Land wieder, um ein zweites Mal in Frankreich über die Zukunft Polens zu verhandeln. Vor seiner Abreise entläßt er seine schwarzen Sklaven in die Freiheit und sorgt für ihre Versorgung und Ausbildung. Der Republikaner Kosciuszko mißtraut Napoleon und beteiligt sich deshalb nicht an der Schöpfung des Herzogtums Warschau. Auch der Zar will ihn nach dem Fall Napoleons für das russisch dominierte „Kongreßpolen“ gewinnen, doch wiederum lehnt Kosciuszko ab. 1817 stirbt er in der Schweiz. Die Überreste der schon zu Lebzeiten legendären Heldengestalt werden bald darauf nach Krakau gebracht und dort in der Königsgruft beigesetzt.

19.2.1772    24.7.1792    1795    1800    19.10.1813    1815    1820    1830    2.8.1847    1848    8.2.1863    1864    1880    3.11.1894    1901    1904    26.8.1914