Herbert Hupka, Politiker

geboren15.8.1915 in Diyatalawa/Ceylon
gestorben24.8.2006 in Bonn

Hupka, der in Ratibor/Oberschlesien aufwuchs, engagierte sich nach dem Krieg für die Vertriebenen, 1968 wird er Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien. Er ist gegen Neue Ostpolitik. Er wird zunehmend öffentlich angefeindet, seine Rhetorik immer radikaler.

Herbert Hupka wurde 1915 in einem englischen Internierungslager auf Ceylon geboren. Sein Vater, der eine Professorenstelle in der deutschen Kolonie Tsingtau hätte antreten sollen, starb auf dem Rückweg nach Deutschland. Hupka wuchs in Ratibor in Oberschlesien auf und studierte in Halle und Leipzig Germanistik, Geschichte und Geographie. Während der Nazizeit hat er unter Zurücksetzungen zu leiden, zum einen weil er als republikanisch gesinnter Anhänger des

Herbert Hupka
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Herbert Hupka (2. v. r.)

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Zentrums und Katholik den Nationalsozialismus ablehnte, zum andern weil seine protestantische Mutter jüdischer Abstammung war. Er wird 1944 nach einem diskriminierenden Kriegsgerichtsurteil und einem Jahr Haft aus der Armee entlassen, kehrt in seine Heimatstadt zurück und findet Arbeit als Büroangestellter. Zu Kriegsende erlebt er den Einmarsch der Roten Armee und die Übergabe der Stadt an eine polnische Verwaltung. Er fährt nach Theresienstadt, wo seine Mutter nach über

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Klaus von Bismarck
Klaus von Bismarck
Neue Ostpolitik
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Warschauer Vertrag

einem Jahr Haft glücklich überlebt hat, und geht mit ihr nach München. Er findet eine Anstellung als Radiojournalist und übt diesen Beruf bis Ende der sechziger Jahre aus, ab Mitte der sechziger Jahre freiberuflich. 1959-64 wurde er hauptberuflicher Pressereferent des überparteilichen, aus Persönlichkeiten des öffentlichen Leben gebildeten „Kuratoriums Unteilbares Deutschland“. In dieser Eigenschaft sorgte er für Aufsehen, als er vom Spiegel forderte, „nicht ständig vom

deutschen Drang nach Osten zu reden, sondern auch den slawischen Drang nach Westen zur Kenntnis zu nehmen.“ Bald nach Aufhebung des Koalitionsverbots 1948 hatte er begonnen, sich in Organisationen der vertriebenen Schlesier zu engagieren. 1968 wird er zum Vorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien sowie zum Vizepräsidenten des Bundes der Vertriebenen gewählt. In Übereinstimmung mit allen im Bundestag vertretenen Parteien beharrt er darauf, daß das Unrecht der Vertreibung das Recht nach Heimat nicht aufheben dürfe, und daß die Grenzen erst in einem Friedensvertrag endgültig geregelt werden dürften. Zitat Im folgenden Jahr wird er für die SPD Mitglied des Bundestags und gerät sogleich in Auseinandersetzungen um die Neue Ostpolitik, die er als Aufkündigung des bisherigen Konsenses in der Deutschlandpolitik empfindet. Video 1970 rief er – obwohl selber SPD-Abgeordneter – zum Ungehorsam und Widerstand „als Demokrat“ gegen die Polenpolitik der Bundesregierung auf. VideoIn diesem Jahr begann die studentische Linke, die Vertriebenenverbände auf der äußersten Rechten des politischen Spektrums einzuordnen, und einmal

wird Hupka sogar tätlich angegriffen. Zitat 1972 verläßt er unter Bedauern die SPD-Fraktion. Im Laufe der Jahre und wohl auch unter dem Druck aggressiver Polemik wurde seine Rhetorik zunehmend nationalistisch. Als mit dem Ende der sozialliberalen Koalition die CDU sich in die Tradition der Neuen Ostpolitik stellte, stand Hupka im konservativen Lager zunehmend isoliert da, auch weil er die nationalsozialistischen Verbrechen, ohne sie zu leugnen oder direkt zu verharmlosen, aus den historischen, moralischen und juristischen Zusammenhängen ausblendete Zitat und seine unversöhnliche Haltung gegenüber dem Ostblock beibehielt. 1985 weigerte sich Helmut Kohl, unter dem Motto „Schlesien bleibt unser“ auf dem Schlesiertag zu sprechen. Hupka begrüßte die deutsch-polnische Erklärung vom 14.11.1989, verwarf jedoch das „Grenzdiktat“ von 1990Zitatund versuchte mit dem Präsidium des BdV eine Abstimmung unter den Vertriebenen über das Schicksal der Ostgebiete auf den Weg zu bringen. In der Folgezeit kritisierte er, daß die Rechte der deutschen Minderheit durch die Verträge nicht ausreichend gesichert worden seien und es

kein Niederlassungsrecht für Deutsche gebe. Im hohen Alter bewegte er sich jedoch politisch in Richtung deutsch-polnische Annäherung und wurde noch 2005 Ehrenbürger seiner Heimatstadt Ratibor/Raciborz. Zuletzt distanzierte er sich von den Zielen der Preußischen Treuhand.

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Herbert Hupka und Rudi Pawelka (re.)
Preußische Treuhand
Januar 1945    Mai 1945    17.7.1945    Herbst 1945    1952    1955    1958    18.11.1965    28.9.1969    1969    7.12.1970    1972    16.10.1978    1980    1981    12.11.1989    5.7.2002    13.12.2002    30.1.2003    31.5.2003    6.6.2003    8.6.2003    14.7.2003    13.12.2003    1.5.2004    13.6.2004    18.6.2004    1.8.2004    10.10.2004