Übersicht über die Ereignisse von 1763-1918

3.5.1791
Am 3.Mai erhält das Königreich Polen nach dem "Vierjährigen Reichstag" (1788-1791) im russisch besetzten Warschau eine neue Verfassung, die erste, die in Europa schriftlich fixiert wird. Sie behält die Leibeigenschaft bei, führt die Erbmonarchie ein, schafft das Liberum veto zugunsten von Mehrheitsentscheidungen im Sejm ab, hebt das Konföderationsrecht auf, gibt dem Bürgerstand eine Reichstagsvertretung und ermöglicht ihm den Zugang zu Staatsämtern. Polen wäre mit dieser Mai-Konstution, die später das Datum für den nationalen Gedenktag wurde, eine moderne konstitutionelle Monarchie geworden.

Die zweite Teilung Polens

24.7.1792
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Die zweite Teilung 1792
Mit russischer Unterstützung bildet sich gegen die Mai-Konstitution die Konföderation von Targowice. Die Mai-Verfassung wird aufgehoben, die russische Vorherrschaft wiederhergestellt.
23.1.1793
Die Zarin sucht und findet die Unterstützung Preußens, das auf weitere territoriale Gewinne in Polen spekuliert. Preußische Truppen besetzen wie verabredet den westlichen Teil Polens. Am 23. Januar wird der polnisch-preußische Teilungsvertrag abgeschlossen, mit dem sich Rußland die gesamte polnische Ukraine einverleibt, während Preußen das ganze zwischen Ostpreußen und Oberschlesien nach Westen hineinragende Großpolen und einen Teil Masowiens erhält.
1793
Innerhalb und außerhalb Polens wird zu Recht Preußen als der Urheber dieser zweiten Teilung Polens angesehen. Da der noch bestehende preußisch-polnische Freundschaftsvertrag von 1790 damit gebrochen wird, sieht man die Preußen als "Verräter". Die Auslieferung Danzigs muß gegen heftigen Widerstand des Magistrats militärisch durchgesetzt werden.
23.8.1793
Der polnische Reichstag von Grodno, der die Abtretung der preußisch besetzten Gebiete bestätigen soll, erklärt am 23. August den Antrag zum Landesverrat und kündigt an, jeden Abgeordneten, der sich dafür einsetzt, als Hochverräter behandeln zu wollen. Der Abtretungsvertrag wird schließlich mit preußischer Waffengewalt erzwungen.
24.3.1794
In Polen bildet sich ein breiter national-revolutionärer Widerstand gegen die Besatzungsmächte, angeführt von dem polnisch-litauischen General Tadeusz Kosciuszko (* 1746, t 1817), der als Adjudant Washingtons am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teilgenommen hatte und am 24. März in Krakau die Führung der polnischen nationalen Befreiung übernimmt. Es kommt zu Unruhen und im weiteren zu einer Militärrevolte, die in einen landesweite Revolte übergeht. Die aufständischen Truppen unter General Kosciuszko besiegen die Russen überraschend in der Schlacht von Raclawice. Es folgt die Befreiung Warschaus, Wilnas, Lublins und anderer Städte.
6.1794
Es können sich jedoch die polnischen Patrioten nicht lange gegen die russische Übermacht behaupten. Von Frankreich und Österreich ist keine Hilfe zu erwarten, die Hoffnung Kosciuszkos auf Preußen wird enttäuscht. Friedrich Wilhelm II. stellt sich Rußland zur Verfügung und marschiert selbst an der Spitze seines Heeres "zur Niederschlagung der gefährlichen revolutionären Umtriebe" in Polen ein. Im Juni schlagen die Preussen die polnischen Truppen in Krakau. Die Belagerung Warschaus muss zwar vorläufig abgebrochen werden, doch Polen kann nicht gegen zwei Gegner gewinnen.
10.10.1794
Am 10. Oktober siegen die Russen in der Schlacht von Maciejowice über die Truppen General Kosciuszkos, der schwerverwundet in russische Gefangenschaft gerät. Anfang November stürmen die russischen Truppen Warschau zur letzten Schlacht. Die neuerliche Teilung Polens ist bereits beschlossene Sache.

Die dritte Teilung Polens

1795
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Dritte Teilung 1795
Nach dem Sieg über Polen streiten sich die Siegermächte Rußland und Preußen mit Österreich über die Aufteilung der Beute. Am Ende verschwindet ein ganzer Staat von der Landkarte.
1.1795
Mit der dritten Teilung haben Rußland, Preußen und Österreich insgesamt 100 % des polnischen Staatsgebiets annektiert. Es ist das Ende der alten polnischen "Rzeczpospolita". Polen verschwindet von der Landkarte, auch der Name Polen wird per Vertrag ausgelöscht. Am 25. Januar dankt der letzte polnische König Stanislaw II. August Poniatowski ab.
1797
Friedrich Wilhelm II. stirbt, ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm III. auf den Thron.
1797
Nach der endgültigen Aufteilung richtet die polnische nationale Befreiungsbewegung ihre Hoffnungen noch stärker auf das revolutionäre Frankreich. Der polnische General Henry Dabrowski, der 1794 schon gegen die Russen gekämpft hatte, stellt in Oberitalien die ersten polnischen Legionen auf, die in der Folge an fast allen Feldzügen Napoleons teilnehmen.

E.T.A. Hoffmann in Polen

1800
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Hoffmann 1800
In seiner Eigenschaft als Jurist im Staatsdienst ist E.T.A.Hoffmann im preußisch besetzten Posen, später in Plock und Warschau tätig. Einer Legende nach ist er für manche skurrilen Namen, die an Juden vergeben werden mussten, verantwortlich.
14.10.1806
Nachdem Preußen in Jena und Auerstädt am 14. Oktober unterlegen ist, dringen französische Truppen in die polnischen Provinzen Preußens vor und werden dort als die "Befreier" freudig begrüßt. Unterstützt von eilig gebildeten polnischen Verbänden, kann die napoleonische Armee bis November des Jahres ganz Südpreussen einschließlich Warschaus erobern.
1807
Nach der Niederlage hofft Preußen, im anstehenden Friedensvertrag einen Teil der verlorenen polnischen Gebiete zurückzubekommen und denkt erstmals über eine Reform seiner bisherigen, alle nationale Eigenständigkeit unterdrückende Polenpolitik nach. Der neue Kurs, wie er in der "Nassauer Denkschrift" des Freiherr vom Stein zum Ausdruck kommt, wird sich nicht durchsetzen.
1807
Im Tilsiter Frieden muß Preußen die Zugewinne der zweiten und dritten Teilung Polens freigeben. Aus diesen Gebieten bildet Napoleon das "Herzogtum Warschau", das Friedrich August von Sachsen unterstellt wird. Preußen behält nur eine schmale pommerellisch-westpreußische Landbrücke zwischen Pommern und Ostpreußen, Danzig wird selbständige Republik.
1809
Die Legionen Dabrowskis erzwingen die Wiederangliederung des seit 1795 österreichischen Westgaliziens. Doch die russisch besetzten Teilgebiete erhält Polen, dem Napoleon die Unterstützung gegen Zar Alexander I. verweigert, nicht zurück. Es entsteht so ein stark verkleinerter polnischer Staat, der sich am Vorbild der Maiverfassung von 1791 orientiert und zugleich franzöische Errungenschaften wie den Code Napoléon und die gesetzliche Bauernbefreiung übernimmt. Polen steht dennoch bis zum Ende Napoleon auf der Seite Frankreichs.

Der Tod Marschall Poniatowskis

1813
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Poniatowski 1813
In der Völkerschlacht bei Leipzig fällt der polnische Staatsmann und Heerführer Fürst Josef Poniatowski, ein Neffe des letzten polnischen Königs, als Marschall Napoleons.

Polen nach dem Wiener Kongress

1815
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Polen nach dem Wiener Kongress 1815
Nach dem Sieg über Napoleon wird das weitere Schicksal Polens auf dem Wiener Kongress verhandelt. Die Teilungsmächte Preußen, Rußland und Österreich beanspruchen und erhalten "ihre" Gebiete von 1795 zurück, Krakau wird zur freien Republik erklärt, das "Herzogtum Warschau" unter Preußen und Russland aufgeteilt. Die vertraglichen Vereinbarungen werden in der "Wiener Schlußakte" festgelegt.
1815
Der russische Zar Aleksander I. erhebt seinen Anteil des ehemaligen Herzogtums Warschau ("Kongreßpolen") zum "Königreich Polen" in Personalunion mit der russischen Krone. Dieser Teil Polens bekommt eine liberale Verfassung, darf eine eigene Armee aufstellen und die inneren Angelegenheiten vom polnischen Staatsrat und dem Warschauer Sejm wahrnehmen lassen. Kongreßpolen kann bis zum Tod Alexanders 1825 von allen polnischen Teilgebieten das meiste nationale Eigenleben gestalten.
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