Mit dem Wort Shoah (hebräisch für „Verwüstung“, „Vernichtung“ und „Katastrophe“) wird der antisemitisch motivierte und industriell-bürokratisch durchgeführte Völkermord an 6 Millionen Juden von 1939 bis 1945 bezeichnet. Etwa die Hälfte von ihnen waren polnische Staatsbürger.
In Polen probierten die deutschen Besatzer bereits alles aus, was sie in allen anderen später in Osteuropa besetzten Ländern weiterführten. Die NS-Herrscher machten Polen zu einem Laboratorium ihrer rassistischen Neuordnungsvorstellungen. Endziel dieser Neuordnung war es, alle Deutschen in „heim ins Reich“ zu holen, die slawischen Völker zu Arbeitssklaven der Deutschen zu machen und die Juden zu vernichten. Deutsche aus Osteuropa wurden
deshalb in den ehemals polnischen Gebieten angesiedelt. Aus diesen Gebieten suchte man gleichzeitig alle Polen und Juden in das Generalgouvernement zu vertreiben. Zunächst wurden die Juden isoliert, dann enteignet und ghettoisiert. Gleich in den ersten 4 Monaten nach Kriegsbeginn am 1. September 1939 wurden bei sogenannten „wilden“ Erschießungen ca. 200.000 Juden ermordet.
Sofort nach der Besetzung und Zerstörung Polens begannen wilde Vertreibungen von Juden. Innerhalb der ersten Monate deutscher Besatzung in Polen betraf dies ungefähr 330.000 Menschen. Bereits im Oktober 1939 begannen in dem von Deutschen besetzten Polen die organisierten Zwangsumsiedlungen von Juden in Ghettolager.
399 solcher Ghettolager sind bekannt. Die in die Ghettolager Verschleppten mussten Zwangsarbeit leisten. Ab Herbst 1941 wurden Frauen, Männer und Kinder, die bei den regelmässig stattfindenden Selektionen in den Ghettos als „nicht arbeitsfähig“ angesehen wurden in die Vernichtungslager deportiert und dort umgebracht.
Darüber hinaus deportierten die Deutschen aus allen Ländern, die während des 2. Weltkrieges unter ihre Herrschaft kamen, Juden in die von ihnen im ehemaligen Polen errichteten Vernichtungslager (Chelmno, Belzec, Sobibor, Treblinka, Lublin-Majdanek, Auschwitz). Diese ausschließlich zur Vernichtung von Juden – und Sinti und Roma – gedachten Tötungsfabriken hatten die Deutschen nach Experimenten mit anderen Mordverfahren eingerichtet. Die Juden sollten vollständig vernichtet werden. Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau lag nicht im besetzten Polen, sondern in "Ost-Oberschlesien", im Reichsgebiet, wobei das "eingegliederte Gebiet jedoch immer noch durch eine Polizeigrenze vom "Altreich" getrennt war. 1.300.000 Menschen wurden hier bis zur Befreiung am 27.1.45 umgebracht.
Für die Vernichtung der europäischen Juden wird am Ende der 50er Jahre das Wort Holocaust verwendet, das ins Deutsche übersetzt soviel wie "Brandopfer" bedeutet. Da hier jedoch niemand "geopfert" wurde, wird der Begriff von vielen als nicht angemessen betrachtet. In der englischsprachigen Welt hat er sich seit den 70er Jahren jedoch durchgesetzt. Der Begriff Shoah wurde 1940
zum ersten Mal in einem Buch über das Schicksal der polnischen Juden verwendet: Shoat jehudej polin (Unheil der Juden in Polen). In Israel lautet die offizielle Bezeichnung für die Vernichtung der europäischen Juden "Shoah". Ihrer wird jedes Jahr am Jom ha-Shoa (9. April) gedacht.