Das Bild von den „Kreuzrittern“ wurde seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland und in Polen verwendet. In Deutschland wurde mit dem Bild die Notwendigkeit der Zivilisierung eines als „barbarisch“ angesehenen Ostens assoziiert. In Polen wurde mit dem Bild der Kreuzritter die Unmöglichkeit eines Zusammenlebens mit den Deutschen verbunden.
1226 rief Konrad von Masowien den Deutschen Ritterorden zur Hilfe, um mit ihm gegen die heidnischen Pruzzen Krieg zu führen. Der Ritterorden ließ sich von Kaiser Friedrich II. (Goldene Bulle von Rimini) das Land, das man erobern würde, verleihen und eroberte das Land der Pruzzen. Polen litt wie Litauen unter dem Deutschen Ordensstaat. Mit vereinigten Kräften schlugen sie 1410 den Deutschen Orden in der Schlacht von Tannenberg (Grunwald) vernichtend.
Danzig wurde ein deutscher Stadtstaat unter der polnischen Krone. Obwohl die deutschen Historiker während der Aufklärung die Kreuzrittermethoden zur Bekehrung der Heiden kritisierten, hoben sie gleichzeitig deren zivilisatorische Mission hervor. Nach dem Untergang des polnischen Staates verstärkte sich diese Tendenz noch. Deutsche Historiker betrachteten den Ordensstaat als „Bollwerk gegen das Slawentum“.
.In Polen – das als Staat seit 1795 nicht existierte und dessen Bevölkerung im zaristischen Rußland, der Habsburger Monarchie und in Preußen lebte – hatten Schriftsteller und Maler großen Anteil an der nationalen Überlieferung. Als Reaktion auf die .
antipolnische Politik Bismarcks, setzte sich das Bild durch, man müsse sich gegen eine Bedrohung aus dem Osten (Moskau) dem Süden (Türkei) und dem Westen (Preußen, Deutschland) behaupten. Deutschland wurde dabei mit dem Deutschen Orden identifiziert. Auch in Deutschland wurde weiter am Mythos der Kreuzritter gearbeitet. Insbesondere in der Weimarer Republik – der polnische Staat existierte nun erneut, die Weimarer Republik wollte jedoch seine Westgrenze nicht anerkennen – und während des
Nationalsozialismus. Der Ordensstaat galt den Nazis als rassisch reiner Staat, der sich auf das Führerprinzip stützte und die Eroberung und Zivilisierung des als barbarisch angesehenen Ostens erfüllt hatte.
In Polen berief man sich 1939 und 1945 auf den Deutschen Orden. Die Eroberung Berlins wurde „ein neues Grunwald der slawischen Völker genannt.“ Die Regierung des kommunistischen Polen pflegte das Gedenken an den Sieg über die Ordensritter besonders. 1960 erschien der Film von Aleksander Ford „Die Kreuzritter“.
Als 1958 der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer zum Ehrenritter des Deutschherrenordens geschlagen wurde und bei dieser Gelegenheit einen weißen Umhang mit schwarzem Kreuz trug, griff die Presse in Polen dies begeistert auf. Waren in der Bundesrepublik, die damals Polens Westgrenze nicht anerkannte, noch „Kreuzritter“ an der Macht?
Inzwischen haben deutsche Historiker aufgehört den „Deutschen Orden“ und den „Drang nach Osten“ zu glorifizieren und ihre polnischen Kollegen haben aufgehört den „Deutschen Orden“ zu dämonisieren. Das Bild einer unüberwindbaren Feinschaft ist aus den deutsch-polnischen Beziehungen verschwunden.