Juden leben in Deutschland seit vielen Jahrhunderten. Seit den Kreuzzügen wurde die jüdische Gemeinschaft beständig von christlichen Antijudaismus bedroht, viele Gemeinden wurden durch Pogrome völlig ausgelöscht.
Die erste Erwähnung von jüdischen Siedlungen in Deutschland gibt es im 4. Jahrhundert, als Kaufmannsfamilien sich in Köln, Trier, Mainz und Speyer niederließen. Juden wanderten im Mittelater nord- und westwärts. Sie wurden erfolgreiche Mitglieder der wachsenden Städte. Speyer, Worms und Mainz wurden zu kulturellen Zentren jüdischen Lebens. Unter Karl dem Großen - nach 800 erster Kaiser des Heiligen Römischen Reichs - wurden viele jüdische Gemeinden gegründet, Kunst und Handel erlebten einen Aufschwung. Für diese Gemeinden bürgerte sich - nach einem
Nachkommen Noahs, der auf Deutschland übertragen wurde - der Name „Aschkenas“ ein, ihre Bewohner wurden als „Aschkenasim“ bezeichnet. Während der beiden Kreuzzüge (1096, 1146) sahen sich Juden Massakern und Zwangstaufen ausgesetzt. Die Aufforderung die Feinde Christi im Heiligen Land zu töten, wurde "vor Ort" umgesetzt. Hunderte Juden in Speyer
und anderen Städten wurden getötet. Die Überlebenden hatten die Wahl sich entweder taufen zu lassen oder getötet zu werden. Vom 13. bis zum 15. Jahrh. waren Juden mit zügelloser Judenfeindschaft konfrontiert. Seit 1348 verbreitete sich die Pest. Gerüchte verbreiteten sich, die Juden seien die Ursache. Man behauptete sie hätten die Brunnen vergiftet. Im 13. Jahrhundert wurden alle
Juden Erfurts getötet. Jeder Jude, der sich nicht taufen ließ, wurde verbrannt. Sein Eigentum fiel an die Stadt.
Der mittelalterliche Deutsche sah einen Juden als Verkörperung des Teufels an. Da Juden nur wenige bürgerliche Rechte zuerkannt wurden, lebten sie als Stadt. Trotz königlicher Verbote, rottete ein fanatisierter Mob ganze jüdische Gemeinschaften aus. Überlebende wanderten nach Polen aus. Eine Stadt nach der anderen entzog Juden das Aufenthaltsrecht: z.B. 1418 Trier, 1424 Köln, 1475 Bamberg, 1493 Magdeburg, 1510 Berlin. Im Heiligen Römischen Reich existierten jüdische städtische Gemeinden nur noch in Prag, Frankfurt, Worms und Friedberg. Jüdische Familien lebten vereinzelt auf dem Land und waren vom Wohlwollen ihrer christlichen Nachbarn abhängig. Ihr Rechtsstatus war prekär und von der Gunst der jeweiligen Landesherren abhängig.Außenseiter in der ansonsten geschlossenen Gesellschaft. Die Kirche spielte eine wesentliche Rolle bei der Konstruktion des Bildes der Juden als Jesusmörder und Dämonen. Das Bild vom Juden als dem „Fremden“ wurde durch Massaker und durch den Aberglauben tief im kollektiven Bewußtsein verankert.
Neue Perspektiven eröffnete der Absolutismus. Untertanen wurden nach ihrem Nutzen taxiert. Ab 1550 konstituierten sich „Landjudenschaften“. In den Städten siedelten sich trotz Protesten wieder Juden an. Es entstanden „Judenviertel“. Von Juden wurden Warenzölle, Geschenke, Schutz- und Kopfgelder erhoben. Im 17. und 18. Jahrhundert gelang es auch einigen „Hofjuden“, die Landesfürsten in Kredit- und Geldgeschäften berieten, Verbesserungen für jüdische Gemeinden durchzusetzen. Im 18. Jahrhundert, als die Gefahr der mittelalterlichen Verfolgungen verschwand, begann jüdisches Leben erneut aufzublühen. Die Verbreitung des Ideale der französischen Revolution durch Kant und Lessing in den 80er Jahren markierte den Ausgangspunkt jüdischer Emanzipation. Politische Gleichheit jedoch wurde aber nicht gleich erreicht. Mit dem Siegeszug französischer Truppen und der Besetzung deutscher Gebiete veränderte sich die rechtliche Situation.
1819 brachen in verschieden Städten - z.B. Hamburg - erneut Pogrome aus. Die progressive Verfassung der Revolution von 1848 wurde nicht umgesetzt. Erst am 3. Juli 1869 beschloss der Norddeutsche Bund die Abschaffung aller „aus der Verschiedenheit des religiösen Bekenntnisses hergeleiteten Beschränkungen der (...) staatsbürgerlichen Rechte“.