Juden in Polen seit 1795

Schon früh hatte Juden aus ganz Europa Polen als einen freundlichen Platz kennen gelernt. Erst im 19. Jahrhundert entwickelte sich auch im geteilten Polen ein neuer Antisemitismus.

Kapitalismus und Antisemitismus

Für polnische Juden hing im 19. Jahrhundert viel davon ab, wer ihre Herren waren. Im preußischen Teilungsgebiet wanderten viele Juden in die größeren deutschen Städte und emanzipierten sich wie ihre deutschen Glaubensbrüder. Im östereichischen Teilungsgebiet, z.B. Krakau/Krakow, begann eine gut ausgebildetes, Videoemanzipiertes jüdisches Bürgertum sich auch in der Politik bemerkbar zu machen. Auf dem Land, wo der Adel noch regierte, lebten die meisten Juden das traditionelle Leben im shtetlakh. Im russischen

Juden in Polen ab 1795
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Straßenszene in einem jüdischen Schtetl

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Teilungsgebiet wurden Juden aus Ortschaften und Städten ausgewiesen und in geschürten Pogromen umgebracht. Trotz des Drucks bestanden die jüdischen Gemeinschaften weiter. Kulturelle Kontakte zwischen Polen und sich modernisierenden Juden folgten einem charakteristischen Schema: einige Juden waren mit dem polnischen Freiheitskampf verbunden,

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Karl August von Hardenberg
Karl August von Hardenberg
Ernst Lubitsch
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Ernst Lubitsch

während zugleich manche Polen mit den Juden symphatisierten. Diese Symphatie galt insbesondere für den Fall, daß Juden Verbündete der polnischen Sache waren. Nach den zwei fehlgeschlagenen Aufständen (1830 und 1863) setzte sich eine neue Generation in der polnischen Intelligenzia durch: die Positivisten. Die rationale Entwicklung von

Industrie und Kultur wurden jetzt zum Maßstab der Entwicklung der Nation gemacht. Insustriebarone waren jedoch in den polnischen Teilungsgebieten, im Unterschied zu westeuropäischen Ländern, relativ selten. Hauptsächlich Deutsche und Juden besaßen die Voraussetzungen dafür. Mit dem beginnenden Kapitalismus entstand in Polen eine vorher nicht gekannte Judenfeindschaft. Der Kapitalismus schien polnischen Kritikern verwirrend und unpolnisch. Zur gleichen Zeit entwickelten sich in der jüdischen Gemeinschaft Formen des Zionismus, des Nationalismus und Sozialismus. All diese Bewegungen forderten Bürger- und Minoritätenrechte. Nationale Bewegungen von Juden waren jedoch für Polen unakzeptabel. Die Symphatie der polnischen Intelligenz für Juden verschwand. Die Veränderung der Wahrnehmung der Juden in der polnischen Gesellschaft ging mit einer tiefgreifenden Debatte über den Charakter der nationalen Identität einher. Zwei verschiedene Lager bildeten sich aus: die „Pluralisten“ und die „Exklusivisten“.

Hitler und Pilsudski 1933
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Jozef Pilsudski (1867-1935)

Die Ideale der „Pluralisten“ waren polnisch und universal. In ihrer Vorstellung konnte man Mitglied der polnischen Nation sein, obwohl man Videovielleicht in der Ukraine geboren und zusätzlich jüdischer Herkunft war. Am Ende des 19. Jahrhunderts waren solche Auffassungen vor allem in der 1897 von Josef Pilsudski gegründeten Polnischen Sozialistischen Partei (PPS) zu finden.

Genau entgegengesetzt dachten die Exklusivisten, die vor allem in der National Demokratischen Partei (ND) vertreten waren. Sie träumten nicht von einem „Nationalitätenstaat“, sondern von einem „Nationalstaat“. Sie wollten die Juden aus der Industrie und dem Handel in Polen entfernen und durch ethnische Polen ersetzen.

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Roman Dmowski
Roman Dmowski
1919    Januar 1919    28.6.1919    1921    1921-39    1933    10.1.1934    5.1.1939    25.8.1939    1.9.1939    1.9.1939    3.9.1939    1939-45    1940    3.4.1940    1942    1.8.1944    2.5.1945