Der Antisemitismus hat in Polen eine lange Geschichte. Wie auch in anderen Ländern Europas entstand er im 19. Jahrundert, hat aber in Gestalt des christlichen Antijudaismus tiefe Wurzeln.
Im 11. Jahrhundert trafen Juden in Polen ein. In großer Anzahl kamen sie seit dem 14. Jahrhundert. Hier genossen sie - im Unterschied zu anderen Ländern - große Freiheiten. An wirtschaftlichen Aktivitäten der Juden interessiert, waren König und Adel bereit ihnen Rechte zu verleihen. Bürgertum und Geistliche hingegen wollten ihre Rechte einschränken. Judenfeindliche Gewalt gab es im 16. Jahrhundert vor allem in Krakau/ Krakow. In der Mitte des 17. Jahrhunderts richtete Kosakenführer Chmielnicki ein riesiges Massaker an. Etwa ein Viertel der jüdischen Bevölkerung in Polen kam dabei um. Moderne antisemitische Ideologie breitete sich in Polen in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus. Der moderne Antisemitismus war gegen die assimilierten Juden gewendet. Antisemiten wollten gegen die Beteiligung von Juden am gesellschaftlichen Leben vorgehen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wollten die Nationaldemokraten Juden sogar vollkommen von der Beteiligung am polnischen Staat ausschließen.
Zu Pogromen kam es auch in der „zweiten Republik“. Juden wurde unterstellt, die Rote Armee zu unterstützen und mit den Ukrainern in ihrem Unabhängigkeitskampf zusammenzuarbeiten. 1920 wurden deshalb jüdische Offiziere und Unteroffiziere der polnischen Armee interniert. Obwohl bis zum Beginn der 30er Jahre die Bürgerrechte der Juden nicht offen eingeschränkt wurden,
hatten sie in der Praxis keinen Zugang zu Staatsdienst, Militär und Polizei. Obwohl es in Hochschulen und Schulen keine Beschränkungen gab, wurde ihre Beschäftigung hier ungern gesehen. In der Selbstorganisation unterlagen Juden bei der Gründung von Schulen, Parteien und Zeitungen keinen Beschränkungen, sie besaßen im Parlament eine Vertretung. Das kulturelle Leben polnischer Juden erfuhr seit 1918 eine grosse Belebung. Die Verschärfung des Antisemitismus in Polen am Ende der 30er Jahre in Polen hing vor allem mit der Propaganda aus Deutschland und der Wirtschaftskrise zusammen. Es kam in den 30er Jahren auch zu Pogromen. Nationalistische Parteien, kirchliche Einrichtungen und staatliche Behörden propagierten einen Boykott jüdischen Handels. Die polnische Diplomatie bemühte sich sogar um eine Aussiedlung aus Polen. Es kam zu einer Ghettoisierung von Juden. Der Zugang zu Hochschulen wurde beschränkt,
auch Einzelhandelsverbände und Ärztevereinigungen führten Beschränkungen ein. Aus dem diplomatischen Dienst wurden Juden entlassen,
gesetzliche Beschränkungen des Wahlrechts wurden vorbereitet. Der Antisemitismus hatte die ganze polnische Gesellschaft tief durchdrungen. Eine Ausnahme bildeten nur Kommunisten und Teile der Sozialisten sowie liberale Kreise der Intelligenz. Die antisemitische Propaganda der Nazis trug zur Verschärfung des Antisemitismus bei.