Churchill kritisierte nach dem Münchner Abkommen die Appeasement-Politik der Regierung Chamberlain. 1939 sah er sich gezwungen, Polen den Deutschen und 1944/45 den Sowjets zu überlassen. 1946 sprach er als erster vom „Eisernen Vorhang", der in Europa niedergegangen sei.
Winston Churchill wurde nach einer wechselvollen politischen Karriere im Mai 1940 britischer Premierminister. Er war Nachfolger Neville Chamberlains, dessen nachgiebiger Politik gegenüber dem Dritten Reich er nach der Aufgabe des Sudetenlandes im Münchner Abkommen vom September 1938 scharf entgegengetreten war. Unter seiner Führung bewährte sich Großbritannien in den für das Land äußerst kritischen Kriegsmonaten bis zum
deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Churchill, der in der Sowjetunion immer eine Gefahr für Frieden und Freiheit gesehen hatte, betrachtete nunmehr ein Bündnis mit dieser als das Gebot der Stunde. Die Notwendigkeiten dieses Bündnisses beeinflußten auch seine Haltung gegenüber der legitimen polnischen Exilregierung in London und einer von ihr repräsentierten
selbstbestimmten Neuordnung des Landes nach dem Krieg. Im Oktober 1944 stand die Rote Armee an der Weichsel, und unter ihren Augen wurde der Warschauer Aufstand niedergeschlagen, wobei es Churchill wegen fehlender sowjetischer und auch amerikanischer Bereitschaft versagt blieb, die Heimatarmee aus der Luft zu unterstützen. Churchill hatte bereits in den
Monaten zuvor bei Roosevelt auf eine Invasion in Südosteuropa gedrängt, um den Einfluß Stalins in Ost- und Mitteleuropa einzudämmen, was auch die Polen vor einer weiteren Diktatur und Fremdherrschaft bewahrt hätte. Von diesem Zeitpunkt an sah Churchill keine Alternative zu einer Nachkriegsordnung, in der die Sowjetunion einen starken Einfluß bis weit nach Mitteleuropa hinein haben würde. So empfahl er dem polnischen Exilpremier Stanislaw Mikolajczyk, mit dem von dem Sowjets eingerichteten Lubliner Komitee zu verhandeln, da die Sowjetunion das Recht auf einen ihr „freundlich“ gesonnenen polnischen Staat habe. Später urteilte ein amerikanischer Historiker: „Alles in allem war es nicht Mr. Churchills größte Stunde, obgleich er nicht viel Spielraum hatte.“ Das ganz überwiegend antistalinistische Polen fühlte sich zum zweiten Mal im Stich gelassen. Im Februar 1945 verabschiedeten dann die „Großen Drei“ auf der Konferenz von Jalta die nichtssagende Formel eines zu schaffenden „demokratischen“ Polen sowie dessen Westverschiebung, was
später den Zorn der deutschen Vertriebenen auf ihn zog. Als bald nach Kriegsende die Zweckgemeinschaft der Anti-Hitler-Koalition zerbrach, brachte der mittlerweile abgewählte Churchill die neue politische Lage bei einer Rede in den USA auf den Punkt: „Von Stettin an der Ostsee bis Triest an der Adria ist ein eiserner Vorhang quer durch Europa niedergegangen.“