August Hlond

Karriere
geboren5.7.1881 in Brzeczkowice (Oberschlesien)
gestorben22.10.1948 in Warschau

August Hlond wird 1926 zum Primas der katholischen Kirche Polens ernannt. Nach der Besetzung Polens und der Flucht nach Rom und Frankreich leistet er Aufklärungsarbeit über die nationalsozialistischen Verbrechen in seinem Land. Nach dem Ende des Krieges beginnt er mit der Reorganisation der katholischen Kirche in Polen.

August Hlond wird am 5. Juli 1881 als Sohn eines Bahnwärters in Oberschlesien geboren. Im Alter von 12 Jahren reist er gemeinsam mit einem seiner Brüder nach Italien, um in das salesianische Gymnasium von Lombriasco in Piemont aufgenommen zu werden. Er tritt in den

August Hlond
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Kardinal August Hlond

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Orden ein und legt 1897 das Gelübde ab. Noch im selben Jahr nimmt er das Studium an der Päpstlichen Gregorianischen Universität in Rom auf, das er 1900 mit dem Doktortitel der Philosophie abschließt. Es folgen Jahre der praktischen Arbeit in dem Salesianer-Heim in Oswiecim (Auschwitz) und des Theologiestudiums in Krakow (Krakau). Am 23. September 1905 wird Hlond

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Adolf Hitler bei der Abnahme einer Parade
Der Vernichtungsbefehl Hitlers 1939

zum Priester geweiht und zwei Jahre später mit der Leitung des neu gegründeten Ordenshauses in Przemyl betraut. Seit 1909 ist er in Wien tätig und übernimmt von 1919 bis 1922 die Leitung der deutsch-österreichischen Salesianer-Provinz. Auf Wunsch der polnischen Geistlichkeit wird Hlond am 7. November 1922 zum apostolischen Administrator von Polnisch-Oberschlesien bestellt, um hier im Sinne eines deutsch-polnischen Ausgleichs tätig zu werden. In dieser Funktion bereitet er die Bildung des späteren Bistums Katowice (Kattowitz) vor, dessen Bischof er im Jahr 1925 wird. Am 2. Oktober 1926 wird August Hlond zum Erzischof von Gnesen-Posen ernannt und damit zum Primas der katholischen Kirche in Polen. Den Beginn des Zweiten Weltkrieges erlebt der Erzbischof in Poznan (Posen). Auf Drängen der Regierung begibt er sich nach Warszawa (Warschau) und verläßt das Land am 14. September 1939 in Richtung Rom. Von hier aus bemüht er sich,

in Radioansprachen, Interviews und Artikeln über das Schicksal Polens und der katholischen Kirche unter der nationalsozialistischen Herrschaft zu informieren. Er berichtet darin über den tragischen Zustand der polnischen Diözesen und schreibt in einer seiner Denkschrift vom 17. April 1940, daß eine vollständige Vernichtung der Kirche in Polen geplant sei: "Im Herzen Polens ließ sich ein gottesfremder, moralloser, grausamer und unmenschlicher Staat nieder, der nur zu geisteskranken, würdelosen und von Haß zum Kreuz Christi erfüllte Menschen Zugang finden konnte, so daß es wie die apokalyptische Vision fides depopulata zu sein scheint". Auch wenn nicht alle der hier veröffentlichten Informationen von Regierungen und Behörden ernst genommen werden, spielen diese Berichte doch eine bedeutende Rolle für die Aufdeckung der nationalsozialistischen Verbrechen in Polen. "Die Bekanntmachung des Berichtes des Primas von Polen über die

Grausamkeiten der Besatzer (...) erzeugte in der ganzen Welt große Betroffenheit. Zum Beispiel war das in den Vereinigten Staaten die beste Propaganda für uns und für die Alliierten, wie sie besser hätte nicht sein können", schrieb damals Ignacy Paderewski, Vorsitzender des polnischen Nationalrats. Nachdem ihm die Rückkehr nach Posen von der deutschen Regierung verweigert wird, reist Hlond nach Frankreich und setzt von hier aus seine Informationstätigkeit über die nationalsozialistische Herrschaft in Polen fort. Am 3. Februar 1944 wird er von zwei deutschen Offizieren verhaftet und bleibt bis zum Ende des Krieges interniert. Die Versuche der deutschen Regierung, ihn als Oberhaupt eines verkleinerten polnischen Staates zu gewinnen, weist der Erzbischof kategorisch zurück: "(...) mich einzuschüchtern hat keinen Sinn. Ich bin schon fast 17 Jahre Kardinal. Für euch mag es nicht viel bedeuten, aber ich habe nichts mehr, wonach ich mich

sehnen könnte, außer einer Sache, die nur ihr vollbringen könntet, nämlich daß ich für meine Heimat sterbe". Das Ende des Krieges erlebt August Hlond im Kloster Wiedenbrück, wo er am 1. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wird. Er kehrt nach Polen zurück und beginnt mit der Reorganisation der katholischen Kirche. Für die Neuordnung der kirchlichen Administration ist Hlond mit besonderen Vollmachten des Papstes ausgestattet, die es ihm nur erlauben, den Aufbau der katholischen Kirche in den vor 1939 polnischen Gebieten voranzutreiben. Er interpretiert seine Vollmachten jedoch stillschweigend weitgehender und bezieht sie ebenfalls auf die vor 1939 deutschen Ostgebiete. Der Primas tritt für die Endgültigkeit der Oder-Neiße-Grenze ein und ist der Überzeugung, dass mit der kommunistischen Regierung kein dauerhafter Kompromiss zwischen Staat und Kirche möglich sei. Zum Ausbruch eines Konfliktes kommt es jedoch erst nach dem Tod des Erzbischofs am 22. Oktober 1948.

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