Vom Bauerndorf zur Industriestadt herangewachsen, wurde Zabrze (Hindenburg) zu einem Zentrum Oberschlesiens.
Zabrze wurde um das Jahr 1300 als Bauerndorf auf Land des Bischofs von Breslau gegründet und scheint ursprünglich aus zwei Siedlungen mit einer gemeinsamen Kirche bestanden zu haben, dem namengebenden polnischen Zabrze und dem deutschen Kunzendorf. Als Zabrze bereits gut 400 Jahre als Bauerndorf mit einigen hundert polnisch sprechenden Einwohnern existiert hatte, wird Anfang des 18. Jh. mit dem Zabrzer Hammer die erste industrielle Anlage am Ort erwähnt. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges entstanden rund um das Dorf drei bäuerliche Kolonien, die Teil der Entwicklungspolitik Friedrichs II. waren. Der König hatte den Gründern zur Auflage gemacht, im polnischen Teil Oberschlesiens ausschließlich Deutsche anzusiedeln, was vom Gutsherrn von Zabrze nur zum Teil befolgt wurde.
Das 1792 gegründete erste Kohlebergwerk in Oberschlesien, die staatliche Luisengrube, zog dann deutsche Bergleute und Beamte nach Zabrze und Umgebung. Neben dem Fiskus traten auch die Gutsherren als Unternehmer auf, namentlich die Grafen Henckel-Donnersmarck. Auf dem Gut, das sie 1826 einschließlich eines bescheidenen Hüttenbetriebes erwarben, entstand mit der
Donnersmarckhütte der bedeutendste montanindustrielle Betrieb in der Region. (Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges umfasste er Kohle- und Erzbergwerke, Kokereien, Hochöfen, Gießereien, Maschinenbau etc. und beschäftige 10.000 Arbeiter und Angestellte. Dazu kam eine große Zahl sozialer und karitativer Einrichtungen.)
Die wachsende Industrie zog immer mehr Menschen an. In den Gemeinden Alt-Zabrze, Klein-Zabrze und Dorotheendorf lebten um 1820 gut 600 Menschen. Als die drei Ortschaften 1905 zur Gemeinde Zabrze vereinigt wurden, hatte sie nicht weniger als 54.000 Einwohner. 1914 beschloß die Gemeindevertretung, den „Sieger von Tannenberg“ mit der Umbenennung ihrer Stadt in „Hindenburg O/S“ zu ehren. Nach dem Krieg stimmten die Oberschlesier über ihre Staatszugehörigkeit ab. 1919 gab es im Kreis Hindenburg noch eine Mehrheit für Polen, zwei Jahre später jedoch stimmte er mehrheitlich für den Verbleib bei Deutschland. Bis zur endgültigen Grenzziehung, nach der Hindenburg die größte Stadt Deutsch-Oberschlesiens war, starben in den Schlesischen Aufstände Zabrzer auf deutscher wie polnischer Seite.
Hindenburg wuchs in den 20ern weiter, einmal durch Flüchtlinge aus dem östlichen Oberschlesien, aber auch durch die Eingemeindung von Ortschaften wie Biskupitz mit dem großen, traditionsreichen Borsigwerk. 1922 erhielt das „größte Dorf Deutschlands“ endlich Stadtrechte. Oberbürgermeister der von Armut geplagten Stadt war Hans Lukaschek,
1949-53 erster Vertriebenenminister in der Bundesrepublik.
1945 fiel Hindenburg mit dem gesamten oberschlesischen Industrierevier beinahe unzerstört in die Hände der Russen. Die Deutschen – in Oberschlesien ein verschwommener Begriff – mußten gehen, Polen kamen. Zabrze hat heute 200.000