Das "schlesische Rom"
Vor 1223 geründet, diente die Stadt Neisse als Hauptort für die Erweiterung einer Siedlungskammer an der mittleren Neisse. Ausgegangen war die Gründung vom Bischof von Breslau, der deutsche Siedler ins Land holte und der Stadt flämisches Recht verlieh. 1342 erwarb der Bischof das Grottkauer Gebiet und Neisse wurde Residenz des Fürstentums Neisse-Grottkau, dem der Fürstbischof vorstand. Die Stadt wurde dank der Nähe zu den Sudentenpässen ein recht bedeutender Handelsplatz, wichtigstes Handelsgut war ungarischer Wein. 1428 sah die Stadt die Niederlage eines schlesischen Heeres gegen die Hussiten, die in den folgenden Jahrzehnten die Stadt bedrohten.
Im 16. Und 17. Jh. verließen die Fürstbischöfe das nach der Reformation unsicher gewordene Breslau und residierten in Neisse. Bischof Karl von Österreich (1608-24) machte die Stadt zum Zentrum der Gegenreformation in Schlesien. Ihre Baudenkmäler, z. B. die Bischofsgräber in der Jacobskirche und die Klöster der zahlreichen Orden, brachten ihr den Beinamen „Schlesisches Rom“ ein.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg, der Neisse nicht verschonte, wurde der Ort zur Festung ausgebaut. Sie hielt im ersten und im dritten Schlesischen Krieg zwei Belagerungen stand und war 1806/07 eine der wenigen preußischen Festungen, die Napoleon Widerstand leisteten.
1857 starb in Neisse Joseph von Eichendorff. In seinem Sterbehaus wurde 1935 ein Museum
eingerichtet, das jedoch in der kurzen Zeit seines Bestehens eher einer Weihestätte glich, in der der schlesische Dichter, entgegen seiner persönlichen Überzeugung, zum Nationalhelden verfälscht wurde.
Wie bei einigen anderen Städten in Schlesien auch, behinderte der Festungsstatus die Entwicklung der Stadt. Als 1889 die Wälle teilweise fielen, konnte Neisse den Rückstand nicht mehr aufholen und blieb eine im Verhältnis zu ihrer Bedeutung relativ kleine Stadt. Nach der Gegenreformation blieb sie eine Hochburg des Katholizismus und war 1899 der bisher kleinste Gastgeber eines Katholikentags. In der Novemberwahl 1932 erhielt das Zentrum hier die absolute Mehrheit, im März 1933 immerhin noch die relative.
Von Januar bis April 1945 lag die Stadt in unmittelbarer Frontnähe, der sowjetischen Offensive vom 15. April hielt sie nicht lange stand. Durch Beschießung und Brandstiftung nach der Eroberung verlor sie 75 Prozent ihrer Bausubstanz.
Wie viele andere Städte in den ehemals deutschen Gebieten Polens ist auch Nysa in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen und hat heute, auch aufgrund von Eingemeindungen, 62.000 Einwohnern im Vergleich zu 39.000 im Jahr 1939. Wichtigste Wirtschaftszweige sind Auto- und Maschinenbau sowie Lebensmittel- und Elektroindustrie.