Glogau - Glogow

Glogau-Glogow war erst piastischer Herzogssitz, dann preußische Festungsstadt. Nach vollständiger Zerstörung im II. Weltkrieg hat die Stadt heute dank der Kupferindustrie 100.000 Einwohner.

Im frühen Mittelalter entstand auf der Insel bei der Glogauer Oderfurt, etwa 90 km nordwestlich von Breslau gelegen, eine Burg der slawischen Dedosizen. Nach der Unterwerfung der Gegend durch die polnischen Herrscher entstand eine piastische Grenzbefestigung, später auch eine Kastellanei, d. h. ein Verwaltungssitz. Nach den Erbteilungen unter den Piasten wurde Glogau Mitte des 13. Jh. Hauptort eines Fürstentums. Herzog Konrad verlieh der Stadt ein deutsches Recht und gilt damit als ihr Gründer.

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Glogau wuchs zu einer ansehnlichen Handels- und Ackerbürgerstadt heran, die nicht zuletzt von ihrer privilegierten Stellung im Handel mit Polen profitierte. Im Laufe des Mittelalters unterstand die Stadt häufig wechselnden Oberherren, und von 1360-1460 an zerfiel das Stadtgebiet kurioserweise in zwei

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Hälften mit eigenen Bürgermeistern und Räten, von denen die eine dem Herzogtum Glogau-Sagan, die andere der Krone Böhmens zugehörte.
1526 wurde das Herzogtum ein habsburgisches Erbfürstentum. Die Reformation brachte eine konfliktreiche Lage, die jedoch den wirtschaftlichen Aufstieg Glogaus nicht

behinderte. 1609 sprach Kaiser Rudolf II. beiden Konfessionen gleiche Rechte zu, doch brachte der Dreißigjährige Krieg neuen Streit um die Konfessionsfrage; die Stadt wechselte mehrmals den Besitzer und damit die Religion. 1632-34 war Wallenstein als Herzog von Glogau-Sagan Stadtherr und gewährte freie Religionsausübung, doch letztendlich mussten sich die Protestanten mit der hölzernen, vor den Mauern der Stadt gelegenen Friedenskriche begnügen, die ihnen im Westfälischen Frieden zugestanden wurde. Neben den religiösen Zwängen brachte der Krieg den Bürgern alle Schrecken des Krieges. Um den Wiederaufbau bemühte sich der als Barockdichter bekannte Andreas Gryphius, der von 1650 bis zu seinem Tode 1664 das Amt des Syndikus bekleidete.
1741 begann die preußische Epoche Glogaus, das nach dem Einmarsch Friedrichs II. als erste Festung belagert und erobert wurde. Die Stadt wurde Sitz der für das westliche Niederschlesien zuständigen Kriegs- und Domänenkammer, der Ausbau der Oder beflügelte Verkehr und

Küstrin
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Auf grüner Wiese: Ein Stadttor in Küstrin

Handel. Zugleich wurde sie stärker befestigt, was das Wachstum der Stadt sehr hemmte. 1808 wurde Liegnitz anstelle Glogaus Regierungssitz, und ein deutlicher wirtschaftlicher Aufschwung erfolgte erst im letzten Drittel des 19. Jh. Die hinderlichen Befestigungsanlagen fielen ab 1903. Mit der Wiedererstehung Polens 1918

verlor die Stadt Absatzmärkte und ihre Bedeutung als Umschlagplatz an der Oder.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Glogau zur Festung erklärt und bis zum 1. April 1945 eineinhalb Monate lang gegen die Rote Armee verteidigt. Am 1. Mai kam eine polnische Delegation in die stark zerstörte Stadt, in der sie noch etwa 1800 deutsche Zivilisten vorfand, die bis 1947 ausgesiedelt wurden. Der Zuzug von Menschen aus Ost- und Zentralpolen ging nur langsam vonstatten. Mitte der 50er Jahre hatte Glogow 16.000 Einwohner. Einen großen Aufschwung brachte die Entdeckung der Kupfervorkommen bei Lüben (Lubin) und der 1964 gefällte Entschluß, in Herrndorf (Zukowice) bei Glogow eine Kupferhütte zu errichten. In der Folge entstanden rund um das alte Zentrum große Wohnsiedlungen. Die Altstadt bot das Bild einer Freifläche, aus der die Ruinen einzelner Baudenkmäler ragten. Heute leben um die 100.000 Menschen, d. h. dreimal mehr als 1939, in der Stadt, das alte Zentrum wird immer mehr zu einem die Vierteln verbindenden Geschäftszentrum, und 1991 wurde der Wiederaufbau des Doms in Angriff genommen.

Januar 1945    Mai 1945    17.7.1945    Herbst 1945    1952    1955    1958    18.11.1965    28.9.1969    1969    7.12.1970    1972    16.10.1978    1980    1981    12.11.1989    5.7.2002    13.12.2002    30.1.2003    31.5.2003    6.6.2003    8.6.2003    14.7.2003    13.12.2003    1.5.2004    13.6.2004    18.6.2004    1.8.2004    10.10.2004