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Deutsche & Polen

Günter Grass zum Warschauer Vertrag

Günter Grass
Biografie

Siegfried Lenz und ich waren dabei, als durch ein völkerrechtlich gültiges Dokument der Verlust unserer Heimat besiegelt wurde. Schon lange war uns dieser Verlust gewiß gewesen; wir hatten lernen müssen, mit ihm zu leben. Mehr noch: viele unserer Bücher handelten von diesem Verlust und seinen Ursachen. Dennoch sind wir nicht reiselustig, wohl eher mit Blei in den Schuhen nach Warschau geflogen. Und erst als Willy Brandt dort auf die Knie fiel, wo unter deutscher Herrschaft das jüdische Getto gewesen ist, und deutlich wurde, daß die von Deutschen geplante und vollzogene Ermordung von sechs Millionen Juden, daß dieses Verbrechen und die Vernichtungslager [...] nicht zu bewältigen sind, wog der Verlust von Heimat gering.

Quelle:
Grass, Günter
"Gegen die verstreichende Zeit."
Reden, Aufsätze und Gespräche 1989-1991.
Hamburg, 1991

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