Zitat

Deutsche & Polen

Haß auf Deutsche im Nachkriegspolen

Martha Michalek
Biografie

Die kamen her, nachdem die Deutschen abgezogen waren. Sie waren dann die großen Herren und haben uns unterdrückt. Wir hatten da nichts zu sagen. Wir waren schuldig, wir waren “Hitlerowiec“. So haben sie uns geschimpft. Wenn wir in Lubraniec zur Arbeit in den Wald gingen, mussten wir durch das ganze Dorf marschieren. Wir waren so die Jüngeren. Die Älteren blieben im Lager. Einer der Bewacher sagte, dass wir lustig sein und singen sollen. Wir konnten nur deutsche Lieder singen. Ihm hat das gut gefallen, da haben wir deutsche Lieder gesungen. Aber dann sagte er - Es waren nicht alle gleich, es gab auch vernünftige Menschen - “Wenn wir jetzt ins Dorf kommen, dann singt nicht deutsch, sondern nur la-la-la. Sonst verhauen sie euch.“ Die Kinder kamen mit Konservenbüchsen... Es gab amerikanische Hilfspakete, die für alle bestimmt waren. Nur, wir haben sie nicht bekommen. Nur die Polen haben sie bekommen. Da kamen also die Kinder und haben uns mit den leeren Konservenbüchsen beworfen und beschimpft, was wir alles so wären. Schöne Ausdrücke hatten sie. Wir wurden mit den Büchsen bombardiert. Sie haben geschrien “Germani! Germani!“ und hässlich geschimpft. Wir haben uns daraus nichts gemacht, wir hatten Beschützer mit Gewehren. Sie haben auf uns geachtet. Wir sollten ja arbeiten gehen.

Quelle:
Stubenrauch, Jens
"Interview mit Martha Michalek-Koslewska (Deutsche in Oberschlesien, Häftling in Zgoda-Swietochlowice und Lubraniec)"
ORB, 2002

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