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Deutsche & Polen

Kriegsgefahr in der Freien Stadt Danzig

Leon Leondzin
Biografie

Der Friedensvertrag, der Nichtangriffspakt wurde von Adolf Hitler zurückgezogen. Man musste damit rechnen, dass es zum Krieg kommt. Bloß wie er sich entwickeln würde? Das war die Frage. Danzig war von einer Seite durch das Meer, von zwei Seiten von Polen und nur von einer Seite durch Ostpreußen umgeben. Wir waren überzeugt, dass die polnischen Truppen bald in Danzig erscheinen werden. So dass wir, auch falls wir anfänglich interniert werden, bald befreit werden. Aber manche Polen haben das nicht geglaubt und sind von dort geflohen. Mein Vater ist bis zuletzt geblieben, obwohl er in Gefahr war. Das hat ihn später viel gekostet. In Danzig gab es kein deutsches Militär, auch kein polnisches. Außer auf der Westerplatte, das war eine kleine Insel mit 120 bis 200 Mann, die den Hafen schützen sollten. Aber die Nazis waren damals schon bewaffnet. Wir wohnten damals in der Nähe des Bahnhofs und der Werften. Nachts haben wir oft gehört, dass schwere Transporte aus den Werften über die Straßen rollten, alles unter Planen versteckt. Man ahnte, was das sein könnte - das waren schwere Waffen. Das war ein Verstoß, denn in Danzig sollte keine Bewaffnung, sollte kein Militär sein.

Quelle:
Stubenrauch, Jens
"Interview mit Leon Leonzin, Danziger Pole"
ORB, 2002

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