Zitat

Deutsche & Polen

Hoffmanns Wirken in Warschau II

Peter Lachmann
Biografie

Das ist ja so, das Wichtigste ist, dass er in Warschau dieses merkwürdige Gefühl zwischen Aktenmann und Notenmann stärker empfand als irgendwo anders. Hier war er im Grunde genommen zu Amtsgeschäften gezwungen bis es mit dem Amt aus war. Und er hat es geschafft, dank seiner unwahr- scheinlichen Energie und auch Behändigkeit, diese beiden konkurrierenden Daseinsformen zum Ausgleich zu bringen. Es ging soweit, als er die Warschauer Gesellschaft mitbegründet hat, er malte dann den Palast eigenhändig aus, stattete ihn aus und arbeitete ganz, ganz intensiv an der Ausgestaltung in seiner Amtszeit. Das war wohl die einzige Überquerung dieser beiden Geschäfte. Aber wenn ein Bittsteller in dieses Gebäude kam, dann sprang er von seinem Malergerüst herunter und erledigte diese Geschäfte. Es wird also immer wieder unterstrichen, dass er unwahrscheinlich fleißig und beflissen und auch untadelig als Beamter arbeitete. Und diese gewisse Fähigkeit zur Spaltung ist eine Sache, die das aufgreift was er in Plozk zu Papier gebracht hat. In Plozk schrieb er nämlich das erstmalig in seinem Leben und dann schrieb er es ein paar Jahre weiter, ein Tagebuch, ein intimes Tagebuch. Und dieses intime Tagebuch gilt als ein ganz hervorragendes antropologisches Zeugnis, innerhalb der deutschen Literatur, das man also mit großen anderen intimen Tagebüchern vergleichen kann....

Quelle:
Hohmann, Lew
"BerlinInterview mit Peter Lachmann, E.T.A. Hoffmann-Experte, Warschau"
ORB, 2002

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