Zitat

Deutsche & Polen

Hoffmanns persönliche Bilanz über Polen

Peter Lachmann
Biografie

Also ich weiß nur, dass er bei aller Offenheit zur polnischen Kultur, die sich vor allem nach seiner Abreise aus Polen gezeigt hat, da hat er sehr viel Beobachtungen, die er in Polen gemacht hat in Deutschland noch einmal reflektiert und festgehalten, aus der zeitlichen Perspektive. Und das ist ein sehr, sehr interessanter Zug, aber er hat Polen nicht so sehr geliebt, dass er noch einmal dahin versetzt werden wollte. Er sprach damals sogar vom verhassten Polen. Wobei Polen für ihn eine sehr frustrierende beamtliche Tätigkeit bedeutete, der er natürlich seine schriftstellerische Tätigkeit und sein Berliner Beamtendasein vorzog. Insofern ist das sozusagen ein amivalentes Verhältnis, aber ich würde sagen, der Kunst durchaus aufgeschlossen, sehr aufgeschlossen. Sehr luzide sind seine Interpretationen des polnischen Nationalcharakters über die Nationaltänze. Er hat also über die Polonäse, diesen rituellen polnischen Nationaltanz eine wunderschöne Studie geschrieben, später veröffentlicht 1914, wo er sein eigenes Romantikbild und seine eigene Vorstellung von der Romantik in diesen Tanz hineinverlegte bzw. in dem Tanz selber die Erfüllung der romantischen Vorstellungen von Kunst und vom Ritus bestätigt sah. Das ist eine wunderschöne Interpretation. Dann hat er außerdem polnische Konzerte besucht, polnische ...

Quelle:
Hohmann, Lew
"BerlinInterview mit Peter Lachmann, E.T.A. Hoffmann-Experte, Warschau"
ORB, 2002

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