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Deutsche & Polen

Geographische Westverschiebung – politische Osteinbundung Polens

Dieter Bingen
Biografie

Vor allem aber war die Tragik Polens, obwohl es eigentlich westlich orientiert gewesen ist, politisch westlich orientiert, stark anti-kommunistisch. 1920 noch hatte Polen gegen die Armee Tuchatschewskis in Polen gekämpft, gegen die bolschewistische Armee. Also dieses antikommunistische Polen nun in ein Bündnis mit der Sowjetunion hinein gezwängt wurde, weil die Westmächte sich damit einverstanden erklärt hatten, dass Polen auf Dauer nach dem Kriege in den Einflussbereich der Sowjetunion gehören sollte wie die anderen ostmitteleuropäischen Länder und die sowjetische Besatzungszone auch. Obwohl Polen also seit 1939/40 an der Seite der westlichen Alliierten gekämpft hat mit die stärksten Kontingente hatte auf den Schlachtfeldern, ist dann das Schicksal im Osten entschieden worden. Es ist zwar westverschoben worden, aber politisch nach Osten gerückt. Also in das sowjetische Lager. Das war die Tragik und die Tragik eben, dass man historisch Gebiete, oder vor allem Städte auch, die mit der polnischen Geschichte, der polnischen Kultur sehr stark verbunden waren in dem Krieg oder nach dem Krieg verloren hat, durch die Entscheidung der Alliierten, obwohl man selbst Sieger gewesen ist. Damit hatten sie dann zwar die alten deutschen Gebiete bekommen, die hatten aber mit der polnischen Geschichte bei weitem nicht so viel zu tun und waren nicht so stark verbunden mit Polen in dem letzten Jahrhundert wie es eben die verlorenen Ostgebiete waren.

Quelle:
Stubenrauch, Jens
"Interview mit Dieter Bingen"
ORB

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