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Deutsche & Polen

Bernd Sonnewald über die ideologische Einordnung der Landsmannschaften (1975)

Eine exakte ideologische Einordnung der Landsmannschaften kann nicht vorgenommen werden. Erkennbar ist eine ausgeprägte konservative Grundhaltung der landsmannschaftlichen Funktionäre. Eine offene Ablehnung des demokratischen Staates erfolgte nicht.
Die Landsmannschaften waren und sind der latenten Gefahr ausgesetzt, daß sie nationalistischen Forderungen und Parolen aus Mangel an Einsicht in die Möglichkeiten westdeutscher Außenpolitik mehr Raum geben als dem von ihnen mehrmals verkündeten Verständigungswillen mit den osteuropäischen Völkern.
Das Demokratieverständnis trägt ausgeprägte antipluralistische Züge, die Nähe zu rechtsradikalen Ideologievorstellungen ist hier besonders gravierend.
Der von den Landsmannschaften propagierte sterile Dezisionismus, der Glaube an die Höherwertigkeit eines von partikularistischen Einflüssen freien Staates, deutet an, daß auch die Landsmannschaften sich nicht frei gemacht haben von einem autoritären und demokratiefeindlichen Politikverständnis. Eine klare Abgrenzung zum Rechtsradikalismus ist daher nicht möglich.

Quelle:
Bernd Sonnewald
"Entstehung und Entwicklung der deutschen Landsmannschaften"
Berlin, 1975
S. 139 f.

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