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Deutsche & Polen

Immanuel Geiss und Wolfgang Jacobmeyer über Hans Frank als Verwaltungschef im Generalgouvernement

Welche Motive Hitler bewogen hatten, nach dem deutschen Angriff auf Polen sich Franks zu erinnern, ist ganz unklar. Ob Hitler glaubte, sich Mitglieder der "alten Garde" neu verpflichten zu können, als es die Posten des Krieges zu verteilen galt, ob Franks gelegentliche und sehr oberflächliche Berührungen mit Polen als "Führer der Rechtsfront der NSDAP" in der kurzen Phase des deutsch-polnischen Einvernehmens einen Beitrag zu seiner Berufung geleistet hatte; oder ob Hitler den Wortführer der "germanischen Reichserneuerung" an die Spitze einer Besatzungsherrschaft stellen wollte, in der nicht das Recht, sondern die Gewalt regieren sollte, dieses muß Spekulationen bleiben. Ganz gewiß konnte Hitlers Entscheidung sich nicht darauf berufen, daß Frank durch Sachkompetenz zur Übernahme dieser Aufgabe prädestiniert war. Die polnische Sprache verstand er nicht, polnische Geschichte, Denkweise und Lebensart blieben ihm zeitlebens ein verschlossenes Buch; und von einer auf das Amt des Generalgouverneurs berechneten Verwaltungserfahrung konnte bei ihm ebenfalls keine Rede sein.

Quelle:
Geiss, Immanuel , Jacobmeyer, Wolfgang
"Deutsche Politik in Polen 1939-1945"
Aus dem Dienstagebuch von Hans Frank, Generalgouverneur in Polen.
Eingeleitet und kommentiert von den Herausgebern.
Opladen, 1980

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