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Deutsche & Polen

Der Kniefall in der polnischen Öffentlichkeit

Wir haben in dem Fall vom Kniefall Willy Brandts völlig widersprüchliche Quellenüberlieferungen. Es war ja so, dass dieser Kniefall gezeigt worden ist in der Abendnachrichtensendung und in dieser Abendnachrichtensendung um 19:30, die sich ganz Polen angeschaut hat in realsozialistischen Zeiten. Ganz besonders intensiv, da es nur ein Fernsehprogramm gegeben hat undsoweiter. Und da ist dieser Kniefall ausführlich gezeigt worden. In der Presse am nächsten Tag durfte das überhaupt nicht sein. Bis auf die jiddische Folksstymme, die in Warschau verlegt worden ist, weder in der großen Parteizeitung noch in den anderen Tageszeitungen gab es diese Bild und wenn man sich die sehr langen Kommuniquees über den Verlauf des Besuches anschaut, dann am 8. Dezember 1970, dann finden Sie irgendwo kleingedruckt drei Zeilen, dass Willy Brandt auch das ehemalige Ghettogelände besucht hat und dort gekniet hat. Mehr nicht. Und dann gibt es widersprüchliche Erinnerungen an diesen Tag. Es gibt Personen, die sagen, sie waren tief beeindruckt von dem, was sie im Fernsehen gesehen haben und es gibt solche, die an diesem Tag kein Fernsehen gesehen haben, keine Nachrichten und die wussten von dem noch jahrelang nichts. Denn dieses Bild vom Kniefall ist dann ausser dieser einen Ausnahme in der Folksstymme wurde es in Volkspolen so gut wie nicht gezeigt. Aus Gründen, die ich ehrlich gesagt nicht ganz verstehe. Wahrscheinlich ging es darum - doch darum - dass Willy Brandt vor dem Denkmal der Juden gekniet hat und nicht vor dem der Polen und dass sich polnische Sozialisten in der Partei und in der Zensur durch dieses Bild irgendwie beleidigt gefühlt haben. Also ein völlig gegensätzlicher Eindruck, ja völlig gegensätzliche Wahrnehmung als in Deutschland, wo ja immer wieder verwechselt wird, wo eigentlich Willy Brandt gekniet hat. wo immer wieder gesagt wird, das galt den Juden, das galt nicht den Polen.

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