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Deutsche & Polen

Ansprache von Bundeskanzler Helmut Kohl bei einem Abendessen, gegeben vom Ministerpräsidenten der Volksrepublik Polen, Tadeusz Mazowiecki, im Palais des Ministerrates in Warschau am 9. November 1989

Helmut Kohl
Biografie

Mit Ihrer [Mazowieckis] Amtsübernahme und Ihrer Regierungsbildung haben Sie eine neue Epoche der polnischen, ja der europäischen Nachkriegsgeschichte eingeleitet. Jetzt gehen Sie mit Ihrem Land den Weg in Richtung Freiheit und Pluralismus. [...] Deshalb ist mein Besuch auch ein Zeichen der Solidarität. Wir wollen Sie ermutigen auf Ihrem Wege. Denn Europa braucht ein freies, ein stabiles Polen. Beides gehört zusammen: Ohne Freihiet kann es auf Dauer keine Stabilität geben, und ohne sie ist auch kein sozialer Fortschritt möglich. [...] Deutschen und Polen [kommt] eine große gesamteuropäische Verantwortung zu. Nur gemeinsam können wir die Teilung Europas überwinden, unter der unser Kontinent leidet. Wir müssen unsere Beziehungen so stabil und krisenfest, so vorbildlich und zukunftsorientiert gestalten, daß von ihnen günstige Wirkungen auf ganz Europa und das Ost-West-Verhältnis insgesamt ausstrahlen.[...][B]eide Seiten stellen fest, [der Warschauer] Vertrag „berühre nicht die von den Parteien früher geschlossenen oder sie betreffenden zweiseitigen oder mehrseitigen internationalen Vereinbarungen“. Jeder von uns weiß, daß wir noch keinen Friedensvertrag haben. Gerade weil wir geltendes Recht nicht als „Formelkram“ abtun, wissen wir um unsere Verantwortung für den Frieden in Europa und für das Wohl seiner Menschen sowie unsere Pflicht, jede Chance zur Aussöhnung beherzt zu ergreifen.

Quelle:
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hrsg.)
"Versöhnung – unser Auftrag. Bundeskanzler Helmut Kohl in der Volksrepublik Polen"
Bonn, 1989
S. 58

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