1815
Polen nach dem Wiener Kongress

Nach dem Sieg über Napoleon wird das weitere Schicksal Polens auf dem Wiener Kongress verhandelt. Die Teilungsmächte Preußen, Rußland und Österreich beanspruchen und erhalten "ihre" Gebiete von 1795 zurück, Krakau wird zur freien Republik erklärt, das "Herzogtum Warschau" unter Preußen und Russland aufgeteilt. Die vertraglichen Vereinbarungen werden in der "Wiener Schlußakte" festgelegt.

Polen wird erneut geteilt. Um den Tisch herum Vertreter der Siegermächte. Delegierte Polens, das mit Napoleon die „Befreiungskriege“ verloren hat, sind nicht anwesend. Zwei Hauptmächte, das österreichische Kaiserreich und das Königreich Preußen sollen die polnischen Interessen, vertreten. Mit den Bestimmungen aus der Schlussakte des Wiener

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Wiener Kongress

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VideoKongresses vom 9. Juni 1815 scheint es den nach dem Sturz Napoleons zusammengekommenen europäischen Fürsten gelungen zu sein, sowohl das Nationalitätenprinzip zu beachten als auch die Wünsche und Forderungen der Siegermächte, allen voran die Russlands, Österreichs und Preußens zu befriedigen. Gemessen am Gebiet Polens von 1772 erhalten Russland 82 Prozent, zehn Prozent Österreich, und acht Prozent

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Jozef Poniatowski (1763-1813)
Nation ohne Staat
Karl August von Hardenberg
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Karl August von Hardenberg

Preußen. Nationale Repräsentation, nationale Institutionen und freier Handel über die Teilungsgrenzen sollen den Polen gewisse Erleichterungen bringen. Dazu heißt es: "Die Polen, jeweils Untertanen der hohen vertragsschließenden Parteien, werden Institutionen erhalten, die die Wahrung ihrer Nationalität sichern und den Formen der

politischen Existenz entsprechen, die jede der Regierungen, zu denen sie gehören, ihnen zu gewähren für angebracht halten wird." Polen wird nun in sechs Gebiete geteilt: die "Gubernien", die fest in das russische Reich eingegliedert werden, das "Königreich Polen" mit der Stadt Warschau, das eine Personalunion mit dem russischen Reich verbindet; das Habsburger "Königreich Galizien und Lodomerien"; "Westpreußen", das preußische Provinz wird; das "Großherzogtum Posen", das dem preußischen Staat angegliedert wird und schließlich die "Freie Stadt Krakau", die bis 1846 symbolische Hauptstadt einer verschwundenen Nation ist. Video Das Großherzogtum Posen erlebt eine Zeit liberaler Toleranz. Friedrich Wilhelm III. formuliert in seiner Rede am 19.5.1815: „Auch Ihr habt ein Vaterland...Ihr werdet meiner Monarchie einverleibt, ohne Eure Nationalität verleugnen zu dürfen...Eure Religion soll aufrechterhalten..., Eure Sprache soll neben der deutschen in allen

Preußische Staatsverwaltung und polnische Nationalität 1795-1840
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Fürst Anton Radziwill

öffentlichen Verhandlungen gebraucht werden..." Humanistischer Geist spricht aus den Worten des Kultusministers von Altenstein, der 1823 seinen Sprachenerlass eindrucksvoll begründet: „Selbst wenn man es für wünschenswert halten wollte, den Gebrauch der Polnischen Sprache nach und nach einzuschränken und so das Volk zu entnationalisieren, so

würde doch jeder direkte Schritt zu offenbarer Vertilgung ihrer Sprache, statt dem Ziele näher zu bringen, nur davon entfernen. Religion und Sprache sind die höchsten Güter der Nation, in denen ihre ganze Gesinnungs- und Begriffswelt begründet ist. Eine Obrigkeit, die diese anerkennt, und achtet und schätzt, darf sicher sein, die Herzen der Untertanen zu gewinnen, welche sich aber gleichgültig dagegen bezeigt oder gar Angriffe dagegen erlaubt, die verbittert oder entwürdigt die Nation und schafft sich ungetreue oder schlechte Untertanen.“ Auch das ist Preußen, auch das ist deutsches Denken. Es wird noch einmal aufflackern, wenn der „Völkerfrühling“ im Vorfeld der 48er Revolution Liberalität, Toleranz und Demokratie deklariert, und es wird erlöschen, wenn nationales und schließlich Großmachtdenken alle liberalen Ansätze ersticken.

19.2.1772    24.7.1792    1795    1800    19.10.1813    1815    1820    1830    2.8.1847    1848    8.2.1863    1864    1880    3.11.1894    1901    1904    26.8.1914