Obwohl polnische Einheiten auf der Seite der Siegermächte kämpften und Polen größtes Opfer der Naziherrschaft war, gerät das Land nach dem Krieg erneut unter den Einfluß einer ehemaligen Teilungsmacht.
Mit dem Einmarsch der sowjetischen Armee und der Installierung des moskauhörigen Lubliner Komitees wird das politische System Polens Schritt für Schritt nach den Maßgaben Stalins gleichgeschaltet. Die Soldaten der polnischen Heimatarmee werden in Gefängnisse und Lager gesteckt. Ihr letzter Befehlshaber, General Okulicki, wird im März 1945 mit anderen hohen Offizieren in die Sowjetunion verschleppt, wo ihnen im Juni desselben Jahres ein Schauprozess gemacht wird. Alle Angeklagten erhalten langjährige Haftstrafen. Dennoch stimmt der Führer der westlich orientierten Bauernpartei und einstiger
Ministerpräsident der polnischen Exilregierung StanisLaw MikoLajczyk, der Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit zu, die von den Alliierten anerkannt wird. Politische Freiheiten werden jedoch immer stärker eingeschränkt. Die Aktivisten von der mit Mikolajczyk verbundenen Volkspartei PSL werden verhaftet, eingeschüchtert oder ermordet. Die Volksabstimmung über die
Abschaffung des Senats, die Nationalisierung der Grundstoffindustrie, eine Agrarreform und die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze vom 30. Juni 1946 wird gefälscht, ebenso die Parlamentswahlen im Januar 1947. Der Bauernpartei, die wahrscheinlich die Mehrheit der Stimmen erhält, wurden offiziell nur zehn Prozent zugebilligt. Mikolajczyk, der stellvertretende
Ministerpräsident der Übergangsregierung, entschließt sich, aus Polen zu fliehen. Über Polen soll von nun an die Polnische Arbeiterpartei PPR regieren, ab 1948 nennt sie sich Polnische Vereinigte Arbeiterpartei (PZPR). Die Westalliierten belassen es bei Protesten, und Polen wird nach sowjetischem Vorbild umgestaltet. Die Repressalien sind nicht nur gegen die politischen Gegner gerichtet. In die Gefängnisse kommen neben katholischen Priestern (1953 - Inhaftierung von Primas Kardinal Wyszynski) auch die unbequemen Parteifunktionäre von der PZPR (z.B.: der Parteichef Wladyslaw Gomulka). Aus dem Wirtschaftsleben werden fast vollständig alle privaten Unternehmer und parteilosen Fachleute entfernt, die Landwirtschaft soll kollektiviert werden und die forcierte Industrialisierung führt zur beträchtlichen Herabsetzung des Lebensstandards und löst tiefe Unzufriedenheit unter der Bevölkerung aus. Auf das Ende des politischen Terrors müssen die Polen bis 1956 warten. Dann wird in der UdSSR
der Stalinismus offiziell verurteilt, und nach dem Tod von Boleslaw Bierut (Parteichef der PZPR) und den Arbeiterunruhen in Posen (28.6.1956) kommt es zum Regierungswechsel in Polen. Nur die katholische Kirche bleibt in der gesamten Zeit die einzige weiterhin existierende Macht außerhalb der kommunistischen Strukturen.