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Deutsche & Polen

Der Kreuzrittermythos im Kalten Krieg

Marek Stokowski
Biografie

Schon wieder wurden die Kreuzritter zu Vertretern oder zum Symbol des großen, entsetzlichen Bösen in Westdeutschland oder des Bösen im Westen grundsätzlich. So erscheinen z.B. in den 50.- er, 60.- er Jahren Plakate, die einen Kreuzritter, den Kanzler Adenauer im Kreuzrittermantel und zum Schluß einen amerikanischen Cowboy abbilden, der auf uns schießt. Kurz gesagt, haben wir es hier mit einer vereinfachten Denkweise zu tun: zuerst gab es die Kreuzritter, dann die ekelhaften Deutschen und im Grunde genommen ist unser größte Feind der Westen allgemein. ....In der kommunistischen Propaganda erscheinen selbstverständlich neben den Plakaten auch Texte, aber vor allem ein Film. Gedreht 1960, im Kino seit 1961, nach dem Roman „Die Kreuzritter“ von Henryk Sienkiewicz gedreht. Es ist ein Film, den 33 Millionen Zuschauer gesehen haben, ohne die Fernsehzuschauer dazuzurechnen. Also ein Film, der sich einer berauschenden Popularität erfreute und im gewissen Sinne dem Film „Aleksander Newski“ von Eisenstein ähnlich war. Also ein stark ideologisch geprägter Film, der den Kreuzritter mit dem bösen Deutschen gleichsetzte.

Quelle:
Hohmann, Lew
"Interview mit Marek Stokowski, Kustos der Marienburg/Malbork"
ORB, 2002

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