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Deutsche & Polen

Nazikundgebungen in der Freien Stadt Danzig

Leon Leondzin
Biografie

Das war das, was auch im Reich geschah. Dass die Leute zusammen getrommelt wurden, die laut schreien wollten. Und die haben dann laut geschrien und meinten sie seien die alleinigen Herren. Ich war mal in einer solchen Situation, geriet in die Nähe einer solchen Massenkundgebung. Aber ich habe mich bald entfernt, weil am Schluss immer das Horst-Wessel-Lied gesungen wurde. Und dann mussten alle die Mützen abnehmen und die Hand herausstrecken. Da wäre ich aufgefallen. Ich wäre verprügelt worden, wenn ich nicht den deutschen Gruß entrichtet hätte. Die Nazis hatten ihre besonderen Feiertage, auch der 1. Mai war damals ein großer Feiertag für die Nazis. Sie haben die ganze Stadt geschmückt mit Hakenkreuzfahnen und die Wohnhäuser, wo Nazis waren, auch. Wir Polen hissten an bestimmten Feiertagen die polnischen Fahnen aus dem Fenster. Das war bei uns der 3. Mai, das war polnischer Feiertag. Da kam es oft vor, dass diese Fahnen durch Hitlerjugendliche, manchmal sogar durch Pimpfe, abgerissen wurden. Ein Herr mit dem wir gut bekannt sind und der heute in Hamburg wohnt, erzählte mir, wie auch er dazu benutzt wurde, als Pimpf die die polnischen Fahnen runterzuholen. Wehrte man sich, konnte es auch zu anderen Angriffen kommen. Es gab verschiedene Fälle. Z.B. die Polen machen einen Abend im Lokal. Dasselbe Lokal konnte einen Tag später von den Nazis besucht werden, am anderen Tag durch die SPD. Dann musste man damit rechnen, dass Nazis reinstürmen und kräftig zuschlagen, um diese Versammlung aufzulösen.

Quelle:
Stubenrauch, Jens
"Interview mit Leon Leonzin, Danziger Pole"
ORB, 2002

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