Zitat

Deutsche & Polen

Naziterror in der Freien Stadt Danzig

Leon Leondzin
Biografie

Es war mit der Zeit nicht nur für uns Polen auf den Straßen gefährlich, sondern auch für die deutsche Opposition. Es gab Umzüge sowohl von den Nazis, als auch von den Kommunisten oder auch von der SPD. Da kam es auch zu Zusammenstößen und Schlägereien in der Stadt. Es war sehr gefährlich, wenn eine Nazikolonne mit Banner durch die Straße zog. Dann verlangten sie, dass der Passant schön stramm stehen bleibt und die Fahne mit der Hand grüßt - Heil Hitler. Wer das nicht getan hat, musste damit rechnen, dass ein paar Jungen rausspringen und kräftig zuschlagen. Wenn die Polizei erschien, wurde der Geschlagene abgeführt, weil er der Provokateur war. Das hat sich mit der Zeit mehr und mehr entwickelt, weil dann auch die Polizei in den Händen der Nazis war. Das konnte nicht nur einen Polen treffen, einen Deutschen auch, einen Oppositionellen. Um das zu vermeiden, ist man, wenn man sie gehört hat, in einer Seitengasse verschwunden. Einmal hatten sie Pech, weil sie einen Vertreter des polnischen diplomatischen Dienstes geschlagen haben. Da konnten sie nicht sagen, dass er ein Provokateur war. Die mussten damals 25 000 Gulden Entschädigung zahlen. Aber ein einfacher Mensch hatte keine Chance.

Quelle:
Stubenrauch, Jens
"Interview mit Leon Leonzin, Danziger Pole"
ORB, 2002

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