Zitat

Deutsche & Polen

Nazi-Terror im Warschauer Ghetto

Marek Edelman
Biografie

Das sieht so aus: Der Mensch ist im Gefängnis eingesperrt, man kann sagen, dass das Ghetto ein Gefängnis ist, mit Mauern herum , ohne Zugang. Also man ist nur auf die Sachen angewiesen, die von der anderen Seite der Stadt mitgebracht wurden..... Jeder bekam Lebensmittelmarken, ich weiß nicht genau wieviel. Aber ich glaube, es waren 50 Gramm Brot pro Tag, ein Kilo Rübenmarmelade im Monat, 200 Gramm Zucker, glaube ich, und 1 pulverisiertes Ei 2 mal im Jahr.....So kann man nicht leben. .... Ausserdem: auf dem Gebiet, wo früher 160 Tausend Menschen gewohnt hatten, jetzt haben dort 400 Tausend gewohnt. Bei einer solchen Enge, wo in jedem Zimmer 7-8 Menschen gewohnt haben, musste es zu Krankheiten kommen, insbesondere wenn es an Seife, warmem Wasser fehlte und es überall Läuse gab. Das gehört zu jedem Krieg, aber hier war das massenweise. Bei einer solchen Enge gab es sehr viel...also es ist zum Ausbruch gekommen – es gab Fleckfieber........ Es gab Monate, in denen 6 000 Leute allein an Infektionskrankheiten gestorben sind, wenn die Deutschen es also nicht so eilig gehabt hätten wären die Juden im Ghetto sowieso in 2-3 Jahren ausgestorben, 19.46 sie hätten keine Gaskammern bauen müssen, es hätte gereicht, wenn sie ihnen kein Essen gegeben hätten, denn sie haben ihnen kein Essen gegeben und das Ghetto immer wieder verkleinert, es gab immer mehr Krankheiten, immer mehr Hunger, so war es..... Man konnte doch nicht aufs Lande fahren und dort etwas für sich kaufen, oder aufs Feld gehen und dort die Kartoffeln ausgraben. Es gab Mauern und herum standen die Deutschen mit den Gewehren, mit Maschinenpistolen, mit verschiedenen und wenn jemand Ghetto verlassen wollte, haben sie ihn erschossen. Es stimmt, dass die Kinder durch die Löcher in der Mauer durchgegangen sind und wenn sie Glück hatten, dann hatten sie ein halbes Kilo, manchmal ein Kilo Kartoffeln mitgebracht. Das ist alles, was zu sagen ist. Und Wie viel Kinder dabei ums Leben gekommen sind..., .... Es war ein Gefängnis. Und im Gefängnis bist du von den Wächtern abhängig. Und der Wächter war ein Nazi. Und es gab einen ganzen Nazi-Apparat, der dafür geschaffen wurde. Es war nicht ein einzelner Mensch, es war ein ganzer Apparat. Und dieser Apparat, sowohl der zivile als auch der militärische, es war die Gendarmerie dabei, die SS, die Gestapo, auch die Zivilverwaltung, die uns kein Essen gegeben hat..... Die jüdische Gemeinde war eine städtische Institution, sie hatte vor dem Kriege irgendwelches Geld und es wurde auch auf den Konten blockiert und man durfte dafür auch kein Essen kaufen,.... denn alles, was man bekommen konnte, mussten die Deutschen genehmigen. Und sie haben nichts genehmigt..... Sie haben nur genehmigt, dass möglichst viele Leute möglichst schnell sterben. 21.30

Quelle:
Stubenrauch, Jens
"Interview mit Marek Edelmann, Überlebender des Warschauer Ghettos"
ORB, 2002

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