Obwohl sich am Anfang auch die SED gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze sträubt, gebietet es die Unterwerfung unter den neuen Hegemonialstaat Sowjetunion, daß die DDR und die "Volksrepublik" Polen ihr Konfliktpotential unterdrücken.
Mit der Gründung der DDR im Jahre 1949 hat Polen nun einen sozialistischen und deutschen Bruderstaat an seiner westlichen Grenze. Am 20. September 1955 wird die DDR von der Sowjetunion in die staatsrechtliche Souveränität entlassen. Polen hatte die DDR schon am 18. Oktober 1949 diplomatisch anerkannt, ohne daß jedoch mit ihr Botschafter ausgetauscht wurden. Dies erfolgte erst im Februar 1950. Die Verzögerung war kein Zufall. Die polnische Führung verlangte von der SED die eindeutige Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze, welche nach ihrer Meinung endgültig auf der Potsdamer Konferenz festgelegt worden war.
Bis zum Sommer 1948 wollte die SED-Führung diese Forderung nicht zur Kenntnis nehmen. Einerseits herrschte in der Sowjetischen Besatzungszone eine negative Stimmung gegenüber Polen, andererseits bestand noch die Hoffnung auf eine Korrektur der polnischen Grenze mit Hilfe der Sowjetunion. Nach der Berlinkrise 1948 und der Verschärfung des Kalten Krieges mußte die Hoffnung jedoch aufgegeben werden. Die SED muß sich dem status quo ergeben.
Darauf dürfen überkommene Stereotype nicht weiter angewendet werden, um das sozialistische Lager nicht durch Konflikte zu belasten. In dem im Juli 1950 geschlossenen Abkommen, dem Görlitzer Vertrag, wird diese Grenze sogar ausdrücklich „als Staatsgrenze zwischen Polen und Deutschland“ anerkannt – die DDR postuliert damit einen Alleinvertretungsanspruch, der
von der Bundesrepublik, ebenso wie die Anerkennung selbst, zurückgewiesen wird. Nach Ansicht von Bundeskanzler Konrad Adenauer soll eine angestrebte Wiedervereinigung in den Grenzen von 1937 stattfinden – ein Ansinnen, das die Westalliierten im Zuge der Verhandlungen über den Deutschlandvertrag jedoch zurückweisen. Nach dem Görlitzer Vertrag entwickeln sich zwischen der DDR und der Volksrepublik Polen intensive Handelsbeziehungen. Steinkohle- und Lebensmittellieferungen aus Polen sind für die DDR unerläßlich. Der DDR-Regierung gelingt es 40.000 deutsche Kriegsgefangene aus dem schlesischen Kohlenrevier in die DDR zurückzuführen.
Zum 1. Januar 1954 verzichtet Polen auf weitere Reparationszahlungen aus der DDR. Aus offizieller polnischer Sicht leben nun in der DDR die „guten“ Deutschen, in der Bundesrepublik hingegen die „Revisionisten“ und „Revanchisten“,gegen die die Nord- und Westgebiete nur durch das starke Bündnis mit der Sowjetunion gesichert werden können. Die propagandistisch genutzte Furcht vor einer Rückkehr
der Deutschen war über Jahrzehnte das wesentliche Bindemittel zwischen der kommunistischen Herrschaftsschicht und der dem Kommunismus größtenteils ablehnend gegenüber stehenden katholischen Bevölkerung. Die Zwangsfreundschaft zwischen der Volksrepublik Polen und der DDR blieb eng begrenzt. Die DDR-Führung leugnet das Problem von Flucht und Vertreibung, so war zum Beispiel
offiziell nur von Umsiedlern die Rede. Das Schicksal von Millionen Deutschen und Polen, die von der Vertreibung betroffen waren, wird tabuisiert. Für den Nationalsozialismus und seine Folgen, also auch den Überfall auf Polen und die Besatzungspolitik, muß aus der Sicht der DDR nur die Bundesrepublik die Verantwortung zu übernehmen, während die „antifaschistische“ DDR schon immer auf der richtigen Seite gestanden hat. 1950 wird in der DDR eine Deutsch-Polnische Gesellschaft für Frieden und
gute Nachbarschaft gegründet, doch schon nach zwei Jahren wieder aufgelöst. Die Kontakte mit dem Nachbarland sollt auf Staat und Partei beschränkt bleiben. Der Juni-Aufstand 1953 in der DDR, drei Monate nach Stalins Tod, beunruhigt die polnischen Kommunisten, denn sie befürchten, dass die Oppositionskräfte im eigenen Land dadurch gestärkt wird. Der antiklerikale Kurs wird verschärft.